Lake Tahoe

North Lake Tahoe: Am Ende des Sommers oder Weihnachtsbäume im September?

Wir starten mit frisch gewaschenen Kleidern und nach unserer Erfahrung von kalten Nächten, ausgestattet mit einem zweiten Schlafsack von Detlef (von wem sonst!), auf unsere 2. Tour. Dieses mal in den Norden von Kalifornien. Unser erstes Ziel ist der Lake Tahoe.

Die Fahrt ist lang und sehr anstrengend. Staus und Baustellen lassen uns langsam vorankommen. Wir kommen abends im Dunkeln in North Tahoe an. Das ist ein Ort im Übergang von einer Saison in die nächste. Und zwar vom Sommer in den Winter. Dazwischen ein paar Mountainbiker, Wanderer und Durchreisende wie wir. So wirkt es auf uns. Die Weihnachtsbäume scheinen schon aufgestellt zu sein und warten nur noch auf den ersten Schnee. Dieser Ort hat unglaublich viele Unterkünfte und es gibt hier viele Ski- und Snowboardgebiete. 

South Tahoe: von durstigen und hungrigen Bären und die erste Krise

Am nächsten Morgen schreiben wir im Motel noch mit Wlan am Blog, b.z.w. laden Texte und Bilder hoch. Auch hier haben wir die Zeit unterschätzt, die wir dafür brauchen. Wir sind schlichtweg überrascht, wie selten wir einen Internetzugang haben. Obwohl wir mit zwei Handys und mit Karten unterschiedlicher Anbieter ausgestattet sind, haben wir häufig eher wenig bis keine Verbindung. Hier wollen sie selbstfahrende Autos auf die Straße bringen? Das können wir uns nicht mehr vorstellen. Auch Thomas gewöhnt sich schnell daran, nicht mehr erreichbar zu sein. 

“Nach der Arbeit” verlassen wir den Ort und fahren den Lake Tahoe an der Westküste herunter, mit Ziel Süd Tahoe. Thomas hat genug vom Auto fahren und genug von meinen Plänen.  Er ist erschöpft und braucht dringend Ruhe. Ich habe genug vom Rummeckern und fang selber damit an: “Plan du doch, dann kann ich mich beschweren!” So kommen wir schlecht weiter und Spaß macht es auch nicht wirklich. Wir brauchen unbedingt ein wenig Abstand voneinander und so beschließen wir das Zelt aufzubauen und den Tag getrennt voneinander zu verbringen.

Der Lake Tahoe ist wunderschön, das Wasser klar und er ist riesig. Nachdem ich die Informationstafeln gelesen und alte Fotografien angeschaut habe, setze ich mich an den See und stelle mir vor, was das noch vor wenig Hundert Jahren für ein Paradies gewesen sein muss und wie die Menschen hier gelebt haben. Aber wie haben sie den Winter verbracht? Sind sie in tiefergelegene Gebiete gezogen? Heute ist der Lake Tahoe an vielen Stellen verbaut. Ufergrundstücke gehören Privatleuten und machen es unmöglich, ohne Unterbrechungen am Ufer zu gehen. 

Auf dem Campingplatz stehen die Bärenboxen, die wir schon vom Yosemite kennen. Alles Essen und Kosmektika muss in die Metallbox. Die Braunbären, die hier leben, kommen aus den Bergen an den See, weil sie Wasser brauchen. Sie riechen das Essen der Menschen und wenn sie etwas riechen, versuchen sie auch daran zu kommen. Ich versuche mir vorzustellen ein Bär zu sein und Durst und Hunger zu haben: ich muss die Straße überqueren, auf der leuchtende Metallungeheurer fahren und es ist schwierig an den See zu kommen. Die Zweibeiner haben Häuser und Zäune gebaut. Da ist es doch am einfachsten ihre Wege zu benutzen.

So fragt uns ein junger Mann im Supermarkt, woher wir sind und ob uns schon Bären begegnet seien. Er erzählt uns, dass er in seinem Garten Kürbisse anbaut und dass ungefähr jeden 2. Tag ein Bär durchläuft, um an den See zu gelangen und zu fischen. Dann kehrt er auf demselben Weg zurück in den Wald. Dieser Bär hat einen guten Weg gefunden. Der Mann scheint sich über “seinen” Bären zu freuen. Mir war noch nie so klar, wie sehr der Mensch mit seinem Verhalten den wilden Tieren ihr Leben erschwert bis verunmöglicht. Thomas und ich machen an diesem Abend ein Feuer und jeder hängt ein wenig seinen Gedanken nach. Wir essen eine Kleinigkeit und beschließen morgen gemeinsam zu planen.

Schreibe einen Kommentar